19. September 2020, 40,8km
Startpunkt: N 51° 20.855', E 12° 27.068'
Die südliche Hälfte des Wanderweges Rund-um-Leipzig führt von Paunsdorf über Mölkau und Dölitz zu den Markkleeberger Seen und weiter durch den südlichen Auenwald, entlang der weißen Elster und wieder zurück zum Kulkwitzer See. Man wandert durch die Flußauen der Rietschke, der Pleiße und der Weißen Elster und kann sich die Seen im Süden von Leipzig erschließen. Am Wegesrand stehen auch hier verschiedene Denkmäler zur Völkerschlacht und es finden sich ein, zwei echte Überraschungen.
Bei schönem Wetter ist dieser Weg unbedingt zu empfehlen, nicht zuletzt auch deshalb, weil wir hier doch die eine oder andere Einkehrmöglichkeit gefunden haben.
Nachdem ich die Runde um Leipzig im August 2020 so unrühmlich abgebrochen habe (Leipzig - Nordroute), war es eine Frage der Zeit, wann ich sie zu Ende gehen kann. Die Gelegenheit ergab sich schon im September und ich musste nicht allein losziehen. Meine Schwester hat ohne lange zu überlegen zugesagt, die zweiten 40 km der Wanderung anzugehen.
So haben wir uns am 19. September früh am Morgen getroffen, um mit der Straßenbahn nach Paunsdorf zu fahren. Punkt sechs wollten wir weiter wandern.
Nach einem Kaffee, den wir an einer Tankstelle geholt haben, geht der Weg durch die Wohngebiete von Paunsdorf, unter der Bahn hindurch und biegt nach einigen hundert Metern auf ein offenes Feld ab. Dort werden wir von einem sehr sehenswerten Sonnenaufgang über der Stadt begrüßt, bevor wir Mölkau erreichen um dort in der Morgenstunde über den Mölkauer Gutshof zu spazieren.
Auf dem Berg steht ein Denkmal, das an die Völkerschlacht 1813 erinnert. Gleich daneben, etwas unscheinbar, ein Apelstein. Es ist 9:00 Uhr früh und damit die ideale Zeit zu frühstücken. Etwas wehmütig sehen wir einigen Fahrradfahrern nach, die offensichtlich mit frischen Brötchen an uns vorbei fuhren. Unsere Rucksäcke sind aber noch gut gefüllt und so kommen wir definitiv nicht zu kurz.
Vom Monarchenhügel aus geht der Weg am Meusdorfer Teich vorbei, überquert die Chemnitzer Straße und führt direkt hinter der JVA Leipzig entlang weiter zum alten Kurpark Dösen. Der hält eine Überraschung für uns parat: Ein komplett verwildertes Stück Landschaft, das vielleicht vor 30 Jahren einmal ein Kurpark gewesen ist.
Die Anlage umfasst einen kleinen Teich, Wege und Parkbänke. Im Teich ist schon lange kein Wasser mehr, stattdessen ist hier über die Jahre hinweg ein wildes Biotop entstanden. Kurgäste gibt es keine mehr, nur ein paar Jogger und Hundebesitzer kreuzen unseren Weg. Auch der Rest des ehemaligen Klinikums scheint interessant zu sein - nur leider hatten wir Weitwanderer keine Zeit zum Verweilen - hier ist aber ein weiter führender LINK.
Weiter geht es durch den Erholungspark Lösnig-Dölitz, der am Stadtrand eine relativ große Grünfläche bietet. Und hier gibt es die zweite Überraschung. Der Weg geht an einem abgezäunten Gebiet entlang, rechts ist offenes Feld. Plötzlich stehen wir vor einer Lücke im verwitterten Zaun und sehen zwischen Büschen und hohem Gras Grabsteine stehen. Der Dölitzer Friedhof ist heute ein fast vergessener Ort, er wird seit den neunziger Jahren nicht mehr aktiv genutzt. Die Natur ist dabei, sich die Landschaft zurück zu erobern, und die ehemals geordneten Grabreihen sind überwachsen und die Grabsteine zerfallen langsam. Wir haben nur einen Link gefunden, um etwas mehr über diesen Ort zu erfahren: LINK
Wir gehen weiter und kreuzen noch einmal Siedlungsgebiete bevor wir die Mühlenpleiße erreichen. Der Wanderweg führt uns dort über eine Brücke direkt durch das Torhaus Dölitz hindurch. Im Park auf der anderen Seite sehen wir ein nachgebautes Feldlager aus den Zeiten der Völkerschlacht. Ein Fernsehteam ist fleißig dabei, marschierende Soldaten aufzunehmen. Auf Nachfrage erfahren wir, dass hier gerade eine Sendung für den Kinderkanal aufgenommen wird, die sich mit den Geschehnissen während der Völkerschlacht 1813 in Leipzig beschäftigt. Es ist schön, dass uns der Wanderweg direkt hier vorbei führt.
Der anschließende Weg unterquert die Hochstraße B2 und überquert die Pleiße, an der wir jetzt eine ganze Weile entlang gehen. Hier haben wir die südlichen Ausläufer des Leipziger Auenwaldes erreicht und wandern durch ein ausgedehntes Waldgebiet bis zum Wolfswinkel. Hier wurden um 1720 das letzte Mal Wölfe in der Leipziger Gegend gesehen. Nun ist es nicht mehr weit bis nach Markkleeberg und bis zu den Markkleeberger Seen. Dafür müssen wir nur noch die S-Bahn-Gleise überqueren.
Zuerst erreichen wir den Waldsee Lauer. Zu dieser ehemaligen Kiesgrube sind wir als Kinder oft zum Baden gefahren, heute haben wir den See fast nicht mehr wiedererkannt. Er hat sich einen dichten Schilfgürtel zugelegt und man kann nur noch an einigen Stellen das offene Wasser sehen. Auf dem See sieht man jede Menge Enten und Ruderboote. Einen Bootsverleih gibt es nicht, offensichtlich kommen die Bootsfahrer vom Cospudener See, mit dem die Lauer durch einen Kanal verbunden ist.
Entlang dieses Kanals wandern wir bei strahlender Mittagssonne weiter zum Cospudener See. Am Strandbad nehmen wir uns die Zeit für eine längere Pause am Seeufer und für ein Mittagessen. Wir bedienen uns an unseren Vorräten, auch wenn der "Strandblick" - Imbiss am See einige kulinarische Köstlichkeiten anbietet.
Die Pause tut gut und frisch gestärkt kann es wieder los gehen. Am Nordufer des Cospudener Sees wandern wir weiter in Richtung Knautkleeberg und kommen über das Elsterflutbett und an die weiße Elster. Die schlängelt sich in Richtung Süden durch die Auen und unser Weg folgt ihrem Lauf bis Knauthain. Dort biegen wir ab, gehen noch einmal durch Siedlungsgebiete und wandern dann über offene Felder. Die Sonne scheint immer noch heftig und der Weg durch die offene Landschaft bringt unser Sonnenschutzmittel an seine Grenzen. Im September hätten wir das nicht mehr erwartet. Aber wir sind ja auch schon über 8 Stunden unter wolkenlosem Himmel unterwegs.
Der Weg zieht sich jetzt über Feldwege und Landstraßen bis nach Albersdorf und von dort ist es nicht mehr weit bis zum Südzipfel des Kulkwitzer See. Dieser Weg ist das anstrengendste Stück auf unserer Wanderung, es ist trocken und die Luft ist noch staubig von der Ernte. Wir müssen nochmal eine Rast einlegen und trinken die letzten Wasservorräte aus.
Den Kulkwitzer See erreichen wir trotzdem pünktlich vor dem Sonnenuntergang und machen noch einmal eine größere Pause am Seeufer. Dann wandern wir gemütlich am See entlang zum Ausgangspunkt der Runde. Hier bekommt man auch etwas zu essen und zu trinken, leider hat die Strandhütte gerade in dem Moment geschlossen, als wir dort ankamen. Es gibt Alternativen, die wir jedoch nicht genutzt haben, da wir erst einmal unter die Dusche wollten und uns dann in der Leipziger Innenstadt etwas gesucht haben.
Am Ende umfasste die Gesamttour (Leipzig - Nordroute + Leipzig - Südroute) eine Strecke von 87,5km. Und sie hat Lust auf mehr gemacht.