Wissenswertes

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Umwanderung der 42ha großen Fläche eines geplanten Kiesabbaugebietes im Forst Kasten zwischen Planegg, Neuried und Stockdorf
31.10.2021, 3,8km
Startpunkt: N 48° 05.553', E 11° 26.693'

Update: (07.06.2023) In der Münchner Rathaus-Umschau war es heute nachzulesen: „Pachtvertrag einvernehmlich aufgehoben: Doch kein Kiesabbau in Forst Kasten“
Details wieder hier: http://rettet-den-wuermtaler-wald.de


Meine heutige Tour ist recht kurz - im Ganzen keine 4km - und ich mache sie, um die Veränderung der Landschaft durch die Industrie zu erleben.

Hintergrund ist die Ausschreibung eines Waldstücks südlich von München als Abbaufläche für Kies. Am 20. Mai 2021 hat der Stadtrat in München die 42ha große Fläche im Forst Kasten für den Kiesabbau bestätigt. Hier, zwischen den Gemeinden Planegg, Stockdorf und Neuried, steht heute Wald, der von den Anwohnern als Naherholungsgebiet genutzt wird. Besitzer ist die Münchner Heiliggeistspital-Stiftung, die mit der Bewirtschaftung des Waldes seit über 800 Jahren das gleichnamige Altenheim in München-Neuhausen finanziert. Noch steht die Betriebserlaubnis für eine neue Kiesgrube aus, aber es gibt Interessenten, die hierüber mit der Stadt verhandeln.

Wegweiser im Forst Kasten
Wegweiser im Forst Kasten

Die Entscheidung der Stadt hat Widerspruch besonders in den angrenzenden Gemeinden hervorgerufen, bis hin zur Besetzung des Waldes im Frühsommer dieses Jahres. Alle Details sind hier dokumentiert: http://rettet-den-wuermtaler-wald.de

Ich fahre auf meinem Arbeitsweg oft durch diese Gegend - direkt am heute schon bestehenden Kiesabbau der Firma Glück entlang. Der Wald ist geprägt von verschiedenen Abbaugebieten, die inzwischen wieder geschlossen wurden und größere und kleinere Narben in der Landschaft hinterlassen haben. Fast überall ist der Wald über die Jahre nachgewachsen, auf dem neu ausgeschriebenen Gebiet ist jedoch noch alter Baumbestand.

Waldkirch Geräumt
Waldkirch Geräumt

Um zu erfahren, was eine weitere Rodung bedeutet, bin ich die Grenzen der Neuausschreibung abgelaufen. Die 42ha umfassende Fläche ergibt einen Weg von circa 3,8km, den man hauptsächlich auf den vorhandenen Forstwegen entlang wandern kann.

Gestartet bin ich an der nordöstlichen Ecke des Gebietes, an der Grenze der Ländereien des Freiherrn von Hirsch und der Heiliggeistspital-Stiftung.

Zunächst folge ich dem Waldkirch-Geräumt nach Süden und wandere durch relativ alten Wald. Rechter Hand befindet sich das Schinderholz, welches dem Kiesabbau zum Opfer fallen würde.

Heilig-Geist-Holz
Heilig-Geist-Holz

Ich komme zum Kraillinger Geräumt und biege hier nach rechts ab. Der Baumbestand auf der linken und rechten Seite des Weges ist unterschiedlich. Während rechts noch alte Bäume stehen, sieht man auf der linken Seite einen aufgeforsteten Mischwald mit Bäumen, die nicht älter als 25 Jahre sind. Hier befindet sich eine ehemalige Auskiesungsfläche, die zwischen 1984 und 1994 aktiv war.

Nach circa 350m biege ich nach links ab, um der Grenze des Ausschreibungsgebietes zu folgen. Ich komme auf einen kleinen Pfad, der mich auf eine unbewaldete Ebene führt, die mit Gras und Büschen bewachsen ist und einige offene Stellen aufweist, an der das Erdreich hervorschaut. Meine Karte verrät mir, dass hier vor Jahren schon eine Probeauskiesung auf 2,2ha stattgefunden hat.

Abbruchkante
Abbruchkante am ehemaligen Kiesabbau

Über die Fläche führt ein Trampelpfad, den ich entlang gehe. Links fällt die Landschaft aprupt um 5m ab - auch hier gab es bis 2000 eine aktive Abbaugrube.

Ich folge dem Pfad auf der Abbruchkante oben und erreiche das Heiliggeist-Geräumt und damit wieder einen befestigten Weg. Hier wandere ich in südwestlicher Richtung einen dreiviertel Kilometer weiter durch ein sehr schönes Waldgebiet. Die Grenze des geplanten Auskiesungsgebietes wendet sich dann nach rechts und erreicht nach 250m den Rand der heutigen Kiesgrube der Firma Glück.

 

Kiesabbau der Firma Glück
Kiesabbau der Firma Glück

Die aktive Kiesgrube ist vor den Blicken der Wanderer durch einen hohen Erdwall verborgen. Außerdem verhindert Gehölz mit vielerlei Dornen, dass man zufällig das Betriebsgelände betreten kann. Nach ein paar hundert Metern finde ich eine Möglichkeit, zur Spitze des Walls zu gelangen und habe einen ersten Blick auf die Mondlandschaft der Kiesgrube. Am heutigen Sonntag wird nicht gearbeitet und man schaut über weite Sand- und Kiesflächen.

Ich verlasse den Wall und folge dem Weg entlang der Kiesgrube bis zu deren Ende. Danach wandere ich weiter auf der Grenze zwischen dem Privatwald des Herrn von Hirsch und dem Gebiet der Heiliggeistspital-Stiftung. Linkerhand ist offenes Gelände - hier wurde früher auch schon Kies abgebaut und man sieht Flächen, die gerade wieder renaturiert werden. Das erscheint mir ziemlich langwierig, da zunächst keine Bäume auf dem ausgebeuteten Boden wachsen können.

Wiederaufforstung im Wald des Barons Hirsch
Wiederaufforstung im Wald des Barons Hirsch

Interessant ist, wie sich die Natur trotz aller Wunden die Landschaft zurückholt, nur fragt sich, ob wir Menschen die Zeit haben, das abwarten zu können.

Am Ende meiner Runde erreiche ich wieder das Waldkirch-Geräumt und mein Fahrrad, mit dem ich wieder nach Hause fahre.