11.06.2022, 4,7km + 33km
Startpunkt: Bad Wilhelmshöhe, N51° 18.575' E9° 25.803' bzw. Stadtrand, N51° 19.035' E9° 22.739'

Herkules - Ahnetal - Vellmar - Philippinenhof - Enkeberg - Fuldaauen

Sonnenuntergang über Kassel
Sonnenuntergang über Kassel

Die documenta fifteen soll in einer Woche in Kassel eröffnet werden. Sie wird Kunst, zahllose Besucher und einen riesigen Skandal in die Stadt bringen. Für uns Grund genug, das alles einmal zu umrunden. Die Stadtgrenze von Kassel ist ca. 75km lang. Im Westen verläuft sie durch ausgedehne Waldgebiete und erreicht mit dem Herkules ihren höchsten Punkt. Im Osten grenzt Kassel an die Fulda und uns erwarten einige Gewerbegebiete und Strecken entlang der Autobahnen A7 und A44.     

Claudia und ich planen die Tour für 2 Tage mit jeweils knapp 40km. Starten wollen wir am Herkules, so kommen wir am Abend des ersten Tages nahe der Innenstadt an und kommen am 2. Tag wieder schnell an den Ausgangspunkt.

Unsere Tour startet im Vorderen Westen, wo Claudia und ich ein Hotel bezogen haben. Wir nutzen das Frühstücksbuffet im Hotel um uns zu stärken und auch um etwas Reiseproviant mitzunehmen. Gegen 7:30 Uhr starten wir.

Bahnhof Wilhelmshöhe
Straßenbahnhof Wilhelmshöhe (Park)

Die Wanderung soll am Straßenbahnhof Wilhelmshöhe (Park) beginnen, dahin fahren aber zu dieser frühen Morgenstunde noch keine Straßenbahnen oder Busse. Die normalen Stadttouristen stehen wohl erst später auf. Aus diesem Grund mieten wir zwei von den überall herum stehenden Fahrrädern und fahren damit bis zu unserem Startpunkt. Für mich die erste Herausforderung, da ich nach einem Fahrradunfall noch mit Schmerzen im Knie zu kämpfen hatte.

Trotzdem kommen wir nach kurzer Fahrt gut an und beginnen unsere Wanderung hier mit dem Aufstieg zum Schloss Wilhelmshöhe und dann weiter durch den Bergpark zum Herkules. Am Schloss vorbei passieren wir den Fontänenteich, die Teufelsbrücke, und sehen schon über den Kaskaden den Herkules stehen. Die Komposttoilette mit Blick über die Stadt - ein documenta-Kunstwerk (beschrieben hier) - ist uns heute nicht aufgefallen.

Kaskaden unter dem Herkules
Kaskaden unter dem Herkules

Mit 530m Höhe der Herkules fast der höchste Punkt der Wanderung. Der Weg nach oben führt über 535 Treppenstufen (wir gehen auf der linken Seite hoch, sonst wären es 539). Außer Atem kommen wir am Oktogon, auf dem die Herkules-Statue steht, an. Normalerweise ist es hier sehr voll, aber wie eben schon vermutet, kommen die Touristen erst zu späterer Stunde.

Hier oben genießen wir hier erst einmal die aufgehende Sonne und die Aussicht über Kassel. Wenige Jogger sind zu dieser Zeit unterwegs und auch ein paar einzelne Fahrradfahrer genießen den Ausblick und die Einsamkeit. Nachdem unser Puls wieder im Normalbereich ist, gehen wir weiter. Hinter dem Parkplatz führt der Weg noch ein paar Meter bergauf bis zum Sichelbachbecken, einem kleinen Stausee, der direkt an der Stadtgrenze liegt. Von hier wird das Wasser zum Herkules und weiter zu den Wasserfällen im Bergpark geleitet. Ab hier beginnt unser "Grenzweg" und wir folgen der Stadtgrenze so gut es uns möglich ist.

Zwischen Hutwiese und Steinfeldwiese
Zwischen Hutwiese und Steinfeldwiese

Wir schlagen den Weg in Richtung Norden ein und wandern hier zunächst durch ausgedehnte Waldgebiete. Diese werden immer wieder durch Wiesen unterbrochen, auf denen Kühe oder Schafe weiden. So passieren wir die Hutwiese, die Steinfeldwiesen und die Sudelfeldwiesen. Man hat sehr schöne Blicke über das Land und könnte beinah vergessen, dass sich hinter dem Berg eine Großstadt befindet.

Die Route folgt erst der Ahne, dann grob der Wolfhagener Straße, die den Nord-Osten von Kassel begrenzt. Nach einigen ausgetretenen Wirtschaftswegen kommen wir tatsächlich auf relativ steile Pfade, die uns durch tiefe Täler und ziemlich unberührten Wald führen. Wir wandern durch den Naturpark Habichtswald und hier an der Firnskuppe vorbei, deren direkter Zugang zur Unterwelt heute nicht in unserem Interesse liegt.

Bahnlinie
Bahnlinie an der Schenkebier Stanne

Der Weg durch den Wald endet nördlich von Harleshausen und wir kommen auf offene Felder und dann auf die ersten Anzeichen von Siedlungen als wir auf Vellmar zugehen. Auf der Hamburger Straße passieren wir das Wasserhaus Vellmar, das zur Trinkwasserversorgung von Kassel dient. Dann kommen wir das erste Mal wieder in bewohntes Gebiet bei Vellmar West und am Jungfernkopf. Nach einigen Wegen durch das Wohngebiet und durch Parks kommen wir auf die Schenkebier Stanne, die wir ein Stück entlang gehen, um die Bahnlinie und später die B7 zu unterqueren. Vorbei am Tierheim Wau-Mau-Insel geht es nun durch Industriegebiet bis zur Pariser Mühle, einer Getreidemühle, deren Gelände wir überqueren wollen. Leider sind die Tore geschlossen und somit bleibt uns hier der Übergang über die Ahne verwehrt. Der Umweg über die Hauptstraßen ist nicht schön, aber zum Glück nicht zu lang.

Auf der anderen Seite der Mühle folgen wir wieder der Ahne auf einem sehr schönen Pfad und umrunden dabei den Ortsteil Philippinenhof-Warteberg. Wir lassen den Fluss links und wandern bergan bis wir erstmals wieder einen Blick ins Fuldatal und auf Teile von Kassel haben. Von hier geht es durch Kleingartenanlagen und an Feldern vorbei weiter nach Ihringshausen. Dort überqueren wir die B3 und kommen über den Grenzweg wieder in unbewohntes Gelände.

Hasenhöhe
Hasenhecke

Über Feldwege geht es nun auf den Stadteil Wolfsanger-Hasenhecke zu. Der liegt auf einem Berg und das bedeutet die letzten 50m Anstieg für uns auf der heutigen Tour. Unterwegs kommt aus einem Gartenhäuschen laute Musik. Eine Band probiert sich mit Klassikern wie "Smoke On the Water". Die Sonne ist heraus gekommen und zeigt uns, was sie im Juni zu leisten vermag, auch noch nach 17:00 Uhr. Damit ist der Aufstieg über offene Felder wieder schweißtreibend und er reduziert unsere Wasservorräte erheblich. Oben geht es weiter durch Felder, auf denen Gerste und Weizen wächst und wir haben noch einmal herrliche Ausblicke über die Landschaft.

Ein letztes Mal geht es in den Wald, den Berg hinab, wo wir auf der Höhe von Spiekershausen auf die Fulda treffen. Die Stadtgrenze verläuft nun genau in der Mitte des Flusses und wir wollen auf der rechten Seite flussaufwärts in Richtung Stadtzentrum wandern.

An der Fulda
An der Fulda

Unser Weg kommt bei einer ehemaligen Zollstation an den Fluss. Benannt nach der ehemaligen grauhaarigen Zöllnerin ist hier das Gasthaus "Graue Katze" und daneben das Hotel "Roter Kater" mit einladendem Biergarten. Wir haben nach über 30km durchaus Lust, uns in den Schatten zu setzen und etwas Kühles zu trinken. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit wollen wir aber noch bis zur Innenstadt durchziehen. Die restlichen 6 km wandern wir den Fuldaradweg entlang. Der Weg verläuft sehr schön durch die Fuldaauen, ist aber eine asphaltierte Straße, auf der sich Fahrradfahrer und Inlineskater in dichter Folge abwechseln. Das ist für müde Wanderer nicht die helle Freude. Letztendlich kommen wir aber, nachdem wir die Kläranlage passiert haben, im Stadtzentrum von Kassel an.

Kläranlage
Kläranlage

Unser Weg wird uns morgen über die Brücke der Isenburgstraße führen, aber für heute ist es genug und wir suchen uns noch eine Gaststätte in der wir zu Abend essen können. Dann geht es mit der Straßenbahn zurück zum Hotel.